Kulinarisches von Marokko bis Südafrika
08. Juni 2010 | ane
Völkerverständigung: Köche ohne Grenzen informieren Erzhäuser Lessingschüler über gesunde Ernährung und Gewürze.
Zuhause mache ich auch schon mal Spaghetti, aber sowas habe ich noch nie gekocht", erklärt Jonas und faltet flink die kleine dreieckige Teigtasche fertig.
In der Küche des Jugendzentrums blubbert in den Töpfen Hähnchengeschnetzeltes mit Kokos-Mango-Curry und Rosinencouscous.
15 Viertklässler der Lessingschule in Erzhausen füllen Teigtaschen, schnippeln Obst und Gemüse und zerdrücken Avocados.
Unterstützt und angeleitet werden sie dabei von Abate Abebe Sheferawe, dem Vorsitzenden des Vereins Köche ohne Grenzen, seinem Stellvertreter Salvatore Stabilito und Gründungsmitglied Solomon Brhana.
Der Verein, der seinen Sitz in Darmstadt hat, möchte mit solchen Aktionen wie jetzt in Erzhausen Kinder und Jugendliche über gesunde Ernährung und Gewürze aufklären und außerdem das Zusammenleben
von Menschen unterschiedlicher Herkunft und Kultur im Sinne des Völkerverständigungsgedankens fördern, erklärt der Vorsitzende. Er ist gelernter Koch, arbeitet heute aber als Maschinenbauingenieur
und nimmt sich für solche Aktionen Urlaub. Seine Mitstreiter sind ebenfalls Köche und arbeiten in diesem Beruf.
Die Viertklässler der Lessingschule haben sich in ihrer Projektwoche mit Afrika beschäftigt und da Lehrerin Lena Geikowski Sheferawe persönlich kennt, war die Idee,
afrikanisch zu kochen, schnell geboren. Wir machen eine kulinarische Reise durch Afrika, von Marokko bis Südafrika. Das ist das Konzept von Köche ohne Grenzen,
Menschen unterschiedlichster Herkunft zusammen zu bringen", erklärt Sheferawe und schaut schnell nach dem äthiopischen Gewürzbrot im Ofen.
"Das ist in Bananenblätter eingewickelt und mit verschiedenen Gewürzen verfeinert", erklärt er.
Überhaupt, die Gewürze - ein Thema, das dem leidenschaftlichen Hobbykoch aus Äthiopien sehr am Herzen liegt. Auf dem Tisch stehen Gläser mit gemahlenem Zitronengras, Kardamom, Schwarzkümmel,
Kurkuma und vielem mehr. Derweil zeigt Brhana Lilli, wie man eine Avocado schält. Lilli findet den Tag in der Küche toll, aber auch anstrengend. Auch Cathrin Johnson, eine Mutter,
die zum Helfen gekommen ist, kann an diesem Vormittag noch etwas lernen, obwohl sie selbst Afrikanerin ist."So ähnlich koche ich auch zu Hause", erzählt sie.
Sie hat den Kindern während der Projektwoche echte afrikanische Zöpfe geflochten, zumindest hat sie es versucht. "Das Haar der Mädchen hier ist so dünn und glatt, da geht das ganz schwer", sagt sie lachend.
Der gute Duft hat auch Volker Schärf angelockt, und er schaut neugierig in die Töpfe. "Vertraute Gerüche", sagt er etwas wehmütig: Er war jahrelang Lehrer an einer deutschen Schule in Afrika
und hat den Schülern der Lessingschule von dem Land erzählt. Denn es wurde nicht nur gekocht, sondern es wurden noch Masken gebastelt, afrikanische Tänze einstudiert und Dinge aus Müll gebastelt,
wie es die afrikanischen Kinder machen, weil sie sonst kein Spielzeug haben.
"Ich musste auch viele Fragen zur Fußballweltmeisterschaft beantworten", sagt Volker Schärf schmunzelnd. Aber auch die Apartheid und die unterschiedlichen afrikanischen Stämme waren Thema.